Heuschnupfen: Wie umgehen mit der Pollenallergie?

Jedes Jahr, besonders im Frühling und Sommer, klagen viele Menschen über Heuschnupfen. Von Juckreiz in den Augen und Atemwegen über Fließschnupfen bis hin zu anhaltender Abgeschlagenheit und Asthma-Attacken können die Symptome unterschiedlich ausgeprägt und belastend sein.

Wie kommt es zur allergischen Reaktion?

Eine Allergie ist, etwas vereinfacht gesagt, eine falsch programmierte Entzündungsreaktion des Immunsystems. Eine eigentlich unschädliche Substanz wird als „Angreifer“ eingestuft, und der Körper reagiert mit einer Abwehrreaktion. Bei einer Pollenallergie erfolgt die allergische Reaktion unmittelbar nachdem die jeweiligen Pollen mit den Schleimhäuten in Berührung gekommen sind.

Bereits wenige Pollenkörner reichen aus, um eine Reaktion des Immunsystems auszulösen. Beim wiederholten Kontakt mit dem betreffenden Allergen werden Histamine und andere Mediatoren freigesetzt, die zu einer Abwehrreaktion führen.

Betroffen sind in erster Linie die Körperstellen, mit denen die Allergene direkt in Berührung kommen: also die Bindehaut der Augen oder die Schleimhaut der Nase. Reizungen oder Schwellungen der Schleimhäute, Tränenfluss, Fließschnupfen und Niesattacken sind die Folge.

Die Pollenkonzentration und Allergenmenge, die durch eine Pflanze ausgelöst werden, schwanken je nach Umgebung, Temperatur, Witterung, Windverhältnissen oder Luftschadstoffen. Erhöhte Stickoxid- oder Ozonwerte können die Menge der Pollen und die Allergenität steigern und besonders starke allergische Reaktionen begünstigen.

Häufige Allergene: Frühblüher und Gräser

In Deutschland werden viele Pollenallergien durch den Blütenstaub frühblühender Bäume wie Hasel, Erle oder Birke ausgelöst. Ein häufiges Allergen sind zudem die Gräserpollen. Gräser kommen in unserer Flora sehr häufig vor; zu ihnen zählen auch die verbreiteten Getreidearten Gerste, Hafer, Weizen, Dinkel und Roggen. Vor allem der Roggen kann während seiner Hauptblütezeit (Ende Mai bis Juni) für starke allergische Reaktionen sorgen.

Die einzelnen Gräserarten haben ähnliche allergene Strukturen. Wer auf eine Art allergisch reagiert, tut es bei den anderen in aller Regel auch. Daher wird, wenn es um den Pollenflug geht, meist nur zusammenfassend von „Gräserpollen“ gesprochen.

Gräserpollen zählen zu den häufigsten Allergenen, die einen Heuschnupfen verursachen.

Pollenallergien in Deutschland

Allergien gegen Pollen haben volksgesundheitlich eine hohe Bedeutung, da sie sehr häufig sind und zudem, wie alle atopischen Erkrankungen, weitere Allergien nach sich ziehen können. Etwa jeder vierte bis fünfte Erwachsene in Deutschland leidet heute unter Heuschnupfen; die Tendenz ist steigend. Bei Kindern unter 6 Jahren sind bereits 3–7 % betroffen, bei älteren Kindern sogar 7–13 %.

Warum haben immer mehr Menschen Heuschnupfen?

Zunehmende Luftverschmutzung macht die Atemwege anfälliger und erhöht das allergieauslösende Potential der Pollen. Inzwischen sind Menschen, die in der Stadt leben, häufiger von einer Pollenallergie betroffen als Menschen auf dem Land.

Menschen in der Stadt sind inzwischen häufiger von Heuschnupfen betroffen als auf dem Land.

Die weltweite Klimaerwärmung führt zudem bei vielen Pflanzen zu deutlich früheren, längeren und pollenreicheren Blühphasen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Viele Frühblüher öffnen ihre Blüten inzwischen durchschnittlich zwanzig Tage früher, der Haselstrauch mitunter schon Anfang Januar.

Pollenallergie: Was kann ich tun?

Vor allem wenn eine Pollenallergie nicht angemessen behandelt wird, kann sie im Laufe der Zeit zu einem allergischen Asthma führen. Bei etwa 30 % der Betroffenen entwickelt sich bei Nichtbehandlung innerhalb von 10 Jahren ein Asthma bronchiale. Es ist also wichtig, die Allergie ernst zu nehmen und gerade dann, wenn die Symptome länger anhaltend und stark ausgeprägt sind, ärztlich behandeln zu lassen.

Wie kann ich die Reaktion unterdrücken?

Die sicherste Methode, Symptome zu vermeiden, ist – wie bei allen Allergien – die Vermeidung von Kontakt mit dem Allergen. Wenn Sie wissen, auf welche Pollen Sie allergisch reagieren, können Sie probieren, Gegenden, in denen entsprechende Pflanzen wachsen, zu deren Blütezeit zu meiden.

Das ist in der alltäglichen Umsetzung natürlich oft schwierig, nicht zuletzt auch weil die Pollen durch den Wind teils kilometerweit durch die Luft fliegen können. Vielen Allergiker*innen hilft es aber zum Beispiel, zur Heuschnupfen-Saison Urlaub am Meer bzw. in einer Region mit wenig Pollenbelastung zu machen. Die salzige Meeresluft hilft den Atemwegen dabei, sich zu regenerieren.

Symptome lindern: Medikamentöse Behandlung

Es ist zwar nicht möglich, die eigentliche Allergie mit Medikamenten dauerhaft verschwinden zu lassen. Die Symptome lassen sich aber mit antiallergisch wirkenden Medikamenten (Antihistaminika) und bei schwerwiegenderen Reaktionen auch entzündungshemmenden Cortisonpräparaten (z. B. als Nasenspray) gut behandeln. Schnelle Hilfe beim Heuschnupfen bringen antiallergische Präparate in Form von Nasenspray, Augentropfen oder Tabletten.

Spätestens wenn die freiverkäuflichen antiallergischen Medikamente keine ausreichende Linderung verschaffen, sollten Sie auf jeden Fall eine ärztliche Beratung in Anspruch nehmen. Das „Aushalten“ und Ignorieren der Symptome kann riskant sein und zur Entwicklung von Asthma führen.

Starke Heuschnupfen-Symptome sollten unbedingt behandelt werden, um die Entwicklung von Asthma zu verhindern.

Ergänzende und vorbeugende Verfahren: Was kann ich selbst tun?

Mithilfe von Medikamenten können Sie die Überreaktion des Immunsystems blockieren oder eindämmen und dadurch die Symptome lindern. Darüber hinaus können Sie selbst einige Maßnahmen ergreifen, um das Risiko für allergische Reaktionen zu reduzieren und Ihre Gesundheit zu stärken. Hier einige konkrete Tipps:

  • Nasendusche mit isotoner Salz-Lösung. Dadurch werden Pollen und Sekret einfach aus den Atemwegen heraustransportiert. Durch die tägliche Anwendung lässt sich in einigen Fällen der Bedarf an antiallergischen Medikamenten sogar dauerhaft reduzieren.
  • Immunsystem stärken. Ein gesundes Immunsystem ist weniger anfällig für Allergien. Es kann zwischen harmlosen Pollen und echten Gefahren unterscheiden und neigt dadurch weniger zu allergischen Überreaktionen. Unser BERN-Konzept gibt hier wesentliche Anregungen.
  • Gesund ernähren, um die Darmflora zu stärken. Eine gesunde, ausgewogene Darmflora kann das Immunsystem unterstützen und auch zur Vorbeugung von Allergien beitragen.
  • Pollenbelastung über Nacht vermeiden: Vor dem Schlafengehen die Kleidung außerhalb des Schlafzimmers ablegen und die Haare waschen, um Pollen herauszuspülen.
  • Staubsauger mit Hepa-Filtersystem halten Feinstaub und allergene Partikel zurück.
  • Luftreinigungsgeräte in der Wohnung oder im Büro können ebenfalls hilfreich sein. 
  • Strategisch lüften: Die Pollenkonzentration ist meist in ländlichen Regionen in den Morgen- bis Mittagsstunden, in der Stadt jedoch abends am höchsten. Daher ist es sinnvoll, auf dem Land eher abends und in der Stadt eher morgens zu lüften. Prüfen Sie, welche Lüftungszeiten bei Ihnen zu Hause sinnvoll sind.
  • Pollenschutzgitter an den Fenstern können Pollen beim Lüften abfangen. Dadurch wird allerdings der Luftaustausch vermindert, sodass die Lüftungszeiten entsprechend verlängert werden sollten.
  • Pollenfilter im Auto jedes Jahr auswechseln und Fenster beim Fahren geschlossen halten.
  • Urlaub während der Pollensaison in pollenfreien oder pollenarmen Regionen planen: zum Beispiel auf Inseln, am Meer oder im Hochgebirge.
  • Pollenflug-App nutzen, um zur Heuschnupfen-Saison den Pollenflug tagesaktuell im Blick zu behalten. Das kann zum Beispiel bei der Planung von Ausflügen sehr hilfreich sein. Es gibt verschiedene kostenfreie Apps von unterschiedlichen Anbietern.

Allergie dauerhaft behandeln: Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)

Die spezifische Immuntherapie ist die einzige bis heute bekannte Behandlungsmethode, die an der Ursache einer Allergie ansetzt und diese dauerhaft beheben kann. Dabei bekommen Sie das jeweilige Pollenallergen in allmählich steigender Dosierung zugeführt. So wird Ihr Immunsystem sozusagen vorsichtig und kontrolliert an das Allergen herangeführt und nach und nach unempfindlich gemacht.

In der klassischen Variante wird das Allergen mit einer Spritze in die Haut am Arm injiziert. Inzwischen gibt es aber auch Tropfen- oder Tablettenpräparate, die Sie zu Hause einnehmen können. Die Hyposensibilisierung nimmt einige Zeit in Anspruch und dauert, bis sich ein nachhaltiger Effekt einstellt, über Monate bis Jahre.

Eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) ist die einzige bislang bekannte Methode, eine Allergie dauerhaft zu heilen.

Allergie oder Erkältung: Wie erkenne ich den Unterschied?

Hinter Halsbeschwerden wie Juckreiz, Kratzen, Trockenheit oder Symptomen wie Husten, Fließschnupfen und Abgeschlagenheit vermutet man häufig zunächst eine Erkältung. Die Ursache kann aber auch eine Pollenallergie sein. Da Allergien im Laufe des Lebens plötzlich erstmals auftreten können, schätzen „Neu-Allergiker*innen“ die Symptome oft falsch ein und behandeln sie wie eine Erkältung. Das ist häufig nicht hilfreich und manchmal sogar kontraproduktiv.

Hier einige deutliche Unterscheidungsmerkmale:

  • Bei einem allergisch bedingten Schnupfen ist das Sekret in der Nase flüssig und klar, wogegen bei der Erkältung die Nase eher verstopft und das Sekret gelblich ist.
  • Eine Niesattacke tritt bei einer Allergie anfallsartig und meist bei Ortswechsel auf, bei einer Erkältung eher punktuell.
  • Eine Erkältung klingt in der Regel nach 1–2 Wochen ab. Eine Allergie kann auch über eine ganze Pollensaison andauern und immer wieder aufkeimen.
  • Häufig verbessert sich eine Pollenallergie bei längeren Regenphasen oder verschwindet sogar vorübergehend ganz. Eine Erkältung verändert sich nicht aufgrund der Wetterverhältnisse.

Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Erkältung nicht doch eine Allergie ist oder umgekehrt, sprechen Sie uns gerne an.

FAQ: Häufige Fragen zum Thema Heuschnupfen

Heuschnupfen im Winter – kann das sein?

Ja, das kann durchaus sein. Der Pollenflug hat sich in den letzten Jahren verändert. Klimatische Veränderungen und kürzere, wärmere Winter führen dazu, dass Bäume und Pflanzen länger blühen und früher wieder austreiben als noch vor 10–20 Jahren. Je nach Witterung dauert die Pollenflugzeit also länger und fängt auch früher wieder an. So ist es möglich, dass im November die letzten Gräser- und Brennnesselpollen und im Dezember schon die ersten Haselnusspollen fliegen.

Was ist der Unterschied zwischen Heuschnupfen und Pollenallergie?

Heuschnupfen ist das Symptom einer durch Pollen ausgelösten Allergie. Im medizinischen Sinne handelt es sich bei einer Pollenallergie um eine allergisch bedingte Entzündung der Nasenschleimhaut – ausgelöst durch Pflanzenpollen. Der Heuschnupfen ist also die Folge der Pollenallergie.

Wie lange dauert die Pollenallergie?

Das ist individuell unterschiedlich und hängt davon ab, auf welche und wie viele Pollen man allergisch reagiert. Meist haben Betroffene mehrere Wochen oder sogar Monate mit Symptomen zu kämpfen. Frühblüher wie Haselstrauch und Birke verursachen bei ersten Pollenallergiker*innen schon von Januar bis April Symptome. Den Großteil der Heuschnupfen-Geplagten trifft es jedoch erst im Sommer. Dann nämlich blühen auch die Gräser, zu denen auch Getreide wie Roggen und Gerste gehören.

  27. Februar 2024
 
  Kategorie: Themenbeitrag

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